Nils Harbers - Gründer, Vorstand und Geschäftsführer Mariana Cannabis

Cannabis Social Club gründen: Wer darf das – und wie geht man vor?

Vorab das Wichtigste

Cannabis Social Club gründen: Seit dem Inkrafttreten des Cannabisgesetzes (CanG) am 1. April 2024 ist die Gründung von Cannabis Social Clubs (CSCs) in Deutschland rechtlich möglich. Diese nicht-kommerziellen Anbauvereinigungen müssen als eingetragene Vereine organisiert sein und strengen gesetzlichen Vorgaben folgen, insbesondere hinsichtlich Mitgliederzahl, Sicherheitskonzepten und Qualitätskontrolle.

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Rechtliche Grundlagen und Voraussetzungen

Mit dem Inkrafttreten des Cannabisgesetzes (CanG) am 1. April 2024 wurde der private Eigenanbau durch Erwachsene zum Eigenkonsum sowie der gemeinschaftliche, nicht-gewerbliche Eigenanbau von Cannabis in Anbauvereinigungen legalisiert. (Händlerbund, 2024)

Ein Cannabis Social Club muss folgende Voraussetzungen erfüllen:

  • Als eingetragener Verein nach § 21 BGB gegründet werden
  • Mindestens sieben volljährige Mitglieder mit Wohnsitz in Deutschland vorweisen
  • Ausschließlich Mitglieder versorgen – kein Verkauf an Außenstehende
  • Ein umfassendes Sicherheits-, Hygiene- und Rückverfolgbarkeitskonzept vorlegen
  • Regelmäßige Berichtspflichten gegenüber Behörden erfüllen (Bundesministerium für Gesundheit, 2024a)

Die Anforderungen gelten bundesweit einheitlich, während die konkrete Umsetzung (z. B. Genehmigungsverfahren) in den jeweiligen Bundesländern variiert.

Wenn du mehr über das Cannabisgesetz und die Legalisierung in Deutschland erfahren möchtest, empfehlen wir dir unseren ausführlichen Blogbeitrag: Cannabis-Legalisierung & Cannabisgesetz – alle Infos auf einen Blick

Dort findest du alles Wichtige noch einmal im Detail erklärt – verständlich und aktuell.

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Schritt-für-Schritt: Cannabis Social Club gründen in Deutschland

1. Gründungsgruppe organisieren

Zur Gründung werden mindestens sieben volljährige Personen benötigt. Diese sollten idealerweise unterschiedliche Kompetenzen mitbringen – beispielsweise in Rechtsfragen, Vereinsrecht, Anbau, Verwaltung oder Kommunikation. Ein gemeinsames Grundverständnis über Ziel und Werte des Vereins ist entscheidend für den langfristigen Erfolg.

Die Mitglieder müssen alle in Deutschland gemeldet sein, da das CanG eine rein nationale Regulierung vorsieht. (Bundesministerium für Gesundheit, 2024b)


2. Satzung und Vereinsstruktur entwickeln

Die Satzung ist das Fundament des Vereins und regelt interne Abläufe. Sie sollte klare Bestimmungen enthalten über:

  • Vereinszweck: Gemeinschaftlicher Anbau zur Selbstversorgung
  • Struktur: Vorstand, Mitgliederversammlung, Gremien
  • Mitgliedsbeiträge und Recht
  • Ausschlussverfahren
  • Regeln zur Cannabisvergabe (Händlerbund, 2024)

Eine transparente und rechtskonforme Satzung hilft auch bei der späteren Kommunikation mit den Genehmigungsbehörden.(Deutscher Hanfverband, 2024)


3. Vereinsregister und Notar: Rechtlich eintragen

Ist die Satzung beschlossen, wird der Verein durch notarielle Anmeldung beim zuständigen Amtsgericht ins Vereinsregister eingetragen. Erst mit diesem Schritt erhält der CSC eine juristische Person mit vollen Rechten.

Die Notarkosten und Gerichtsgebühren belaufen sich in der Regel auf ca. 150–300 € (Deutscher Hanfverband, 2024)

 
4. Anbauerlaubnis beantragen

Ein entscheidender Schritt ist die formale Beantragung der Anbauerlaubnis bei der zuständigen Landesbehörde (z. B. LAGeSo in Berlin). Hierzu erforderlich sind:

  • Flächenplan und Growkonzept (Indoor/Outdoor)
  • Zugangskontrolle und Sicherheitsmaßnahmen
  • Dokumentation der Sorten, Saatgut, Lagerung
  • Qualitätskontrolle (Laboranalysen, Hygienepläne)
  • Nachvollziehbarkeit der Ausgabe (Händlerbund, 2024)

Das Verfahren ist anspruchsvoll, aber notwendig für eine rechtssichere Umsetzung.

Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang ein fundiertes Know-how über die Cannabispflanze selbst – von den verschiedenen Sorten über Anbaubedingungen bis hin zur richtigen Lagerung. 

In unserem Blogartikel Cannabis Pflanze von A bis Z bieten wir einen umfassenden Überblick, der für die Ausarbeitung eines professionellen Growkonzepts äußerst hilfreich sein kann.

Nur wer die Pflanze wirklich versteht, kann die behördlichen Anforderungen zielgerichtet und nachhaltig erfüllen.

Cannabisabgabe, Mitgliedschaft und Konsumregeln

Nur registrierte Mitglieder dürfen Cannabis über den Club beziehen. Voraussetzung für eine Mitgliedschaft ist ein Wohnsitz in Deutschland, ein Mindestalter von 18 Jahren sowie die Bereitschaft, sich einer Identitätsprüfung zu unterziehen. Darüber hinaus müssen neue Mitglieder im Rahmen der Aufnahme über mögliche Risiken und Wirkungen von Cannabis informiert werden. Ein Cannabis Social Club darf laut Gesetz höchstens 500 Mitglieder gleichzeitig betreuen.

Die Abgabemenge ist gesetzlich klar geregelt: Pro Mitglied dürfen maximal 25 Gramm pro Tag und höchstens 50 Gramm pro Monat ausgegeben werden. Zusätzlich erlaubt das Gesetz die Weitergabe von bis zu sieben Samen oder fünf Stecklingen pro Monat – allerdings ausschließlich zur privaten Eigenanzucht und nicht zur Weitergabe an Dritte. Diese Regeln sollen eine Überversorgung ebenso verhindern wie eine mögliche Umleitung in den Schwarzmarkt.(Händlerbund, 2024)

Wichtig ist außerdem: Der Konsum von Cannabis auf dem Vereinsgelände ist ausdrücklich verboten. Das schließt sowohl Innenräume als auch Außenbereiche und angrenzende Flächen mit ein. Der Club ist also ein Ort für den gemeinschaftlichen Anbau und die Verteilung – nicht aber für den Konsum selbst.

Zur Sicherstellung der Produktsicherheit ist jeder CSC verpflichtet, regelmäßig Qualitätskontrollen durchzuführen. Dabei werden unter anderem der THC- und CBD-Gehalt sowie mögliche Verunreinigungen durch Pestizide, Schimmel oder Bakterien durch unabhängige Labore geprüft. Die Ergebnisse müssen dokumentiert und jederzeit für Behörden einsehbar sein.(Deutscher Hanfverband, 2024)

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Cannabis Social Clubs als Modell der Zukunft?

Cannabis Social Clubs bieten eine kontrollierte, gemeinschaftsorientierte Alternative zum Schwarzmarkt. Die Gründung ist aufwendig, rechtlich komplex und mit organisatorischen Herausforderungen verbunden – doch sie eröffnet die Chance auf Transparenz, Qualität und soziale Verantwortung im Umgang mit Cannabis.

Für engagierte Konsumentinnen, Aktivistinnen und Bürger*innen bietet sich hier eine einmalige Möglichkeit, aktiv an der Legalisierung mitzuwirken und eine neue Kultur des legalen Cannabiskonsums mitzugestalten. Gerade in einem solchen gemeinschaftlichen Rahmen können Aufklärung, Prävention und Eigenverantwortung viel besser integriert werden als im anonymen Schwarzmarkt.

Dabei sollte auch ein bewusster Umgang mit möglichen gesundheitlichen Risiken nicht zu kurz kommen. In unserem Beitrag „Cannabis Risiken & Langzeitfolgen: Das solltest du wissen“ findest du verständliche Informationen zu Nebenwirkungen, Abhängigkeitspotenzial und Langzeitwirkungen – fundiert, sachlich und auf dem neuesten Stand der Forschung.

Quelle

Nils Harbers - Gründer, Vorstand und Geschäftsführer Mariana Cannabis

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