Nils Harbers - Gründer, Vorstand und Geschäftsführer Mariana Cannabis

Der perfekte Erntezeitpunkt: So holst du das Beste aus deinen Cannabispflanzen

Vorab das Wichtigste

Der richtige Erntezeitpunkt entscheidet über Aroma, Wirkung und Qualität deiner Cannabispflanzen! Doch wann ist der optimale Moment? Die Antwort steckt in den Trichomen – den kleinen Harzdrüsen auf den Blüten. Sind sie noch klar, fehlt die volle Potenz. Werden sie milchig, erreicht der THC-Gehalt seinen Höhepunkt. Färben sie sich bernsteinfarben, verändert sich die Wirkung in eine entspannende Richtung, der THC Gehalt nimmt ab.

Mit einer einfachen Lupe oder digitalen Sensoren kannst du diesen Prozess genau verfolgen. Dokumentation, stabile Umweltbedingungen und ein paar clevere Tricks sorgen dafür, dass du den perfekten Erntezeitpunkt nicht verpasst. So holst du das Beste aus deinen Pflanzen heraus – für ein Endprodukt mit intensivem Geschmack, optimalem Wirkprofil und maximaler Qualität.

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Erntezeit ermitteln: So findest du den perfekten Moment

Die präzise Bestimmung des richtigen Erntezeitpunkts ist entscheidend, um das volle Potenzial deiner Pflanzen auszuschöpfen. Der Ernte-Moment beeinflusst nicht nur die Wirkkraft und das Terpenprofil, sondern auch den Geschmack der Blüten (González-Salcedo et al., 2021).

Fundierte Beobachtungen – sei es durch mikroskopische Untersuchungen oder visuelle Kontrollen – ermöglichen dir, den idealen Moment zu erkennen. Für ein umfassendes Verständnis rund um die Cannabispflanze, ihre Sorten und Eigenschaften, schau dir unseren Artikel Cannabispflanzen von A bis Z – Anatomie, Sorten, Eigenschaften an.

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Wann ist der ideale Erntezeitpunkt?

Die Reife der Pflanze lässt sich vor allem an den Trichomen, den winzigen Harzdrüsen, ablesen. 

Die Blütephase kann 5–10 Wochen dauern (Hanfsamenladen, o. D., Abs. X). Hierbei ist es wichtig zu beachten, dass es je nach Sorte Unterschiede geben kann.

Die Farbveränderung der Pflanze zeigt den optimalen Moment : 

Klare Trichome: Die Harzproduktion hat gerade erst begonnen. Inhaltsstoffe wie THC und CBD liegen noch nicht in optimaler Konzentration vor. Eine Ernte in diesem Stadium führt zu einem weniger potenten und aromatischen Endprodukt – Hazekamp, 2009).

Milchige Trichome: Die Pflanze erreicht den Höhepunkt ihrer Cannabinoidproduktion. Viele erfahrene Züchter erachten diesen Zustand als ideal, da das THC-Level hier am höchsten ist 

Bernsteinfarbene Trichome: Ein Teil des THCs wandelt sich in CBN um – die Wirkung wird entspannender. Für therapeutische Anwendungen kann dieser Zustand erwünscht sein, da CBN beruhigende Eigenschaften hat. Allerdings nimmt dabei auch der THC-Gehalt ab, was bedeutet, dass die psychoaktive Wirkung schwächer wird. Dies kann bei medizinischem Nutzen sinnvoll sein, insbesondere bei Anwendungen, die auf Entspannung und Schlafunterstützung abzielen.

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Von milchig bis bernsteinfarben: Wie der Reifegrad der Trichome den idealen Erntezeitpunkt bestimmt

Die Wahl des optimalen Erntezeitpunkts hängt stark von den gewünschten Effekten ab und wird maßgeblich durch den Reifegrad der Trichome bestimmt. Im Verlauf der Reifung durchlaufen diese Drüsen eine Farbveränderung von klar über milchig bis hin zu bernsteinfarben.

Je nachdem, ob mehr milchige oder mehr bernsteinfarbene Trichome vorhanden sind, lässt sich auf die Konzentration und Zusammensetzung der Cannabinoide schließen. In der Regel bevorzugen Grower ein Verhältnis von 15 % bis 40 % bernsteinfarbenen Trichomen, während der Rest überwiegend milchig ist. Ein höherer Anteil an bernsteinfarbenen Trichomen weist darauf hin, dass ein Teil des THCs bereits zu Cannabinol (CBN) abgebaut wurde, was eine beruhigendere Wirkung zur Folge haben kann.

Wer hingegen eine stärkere, eher stimulierende Wirkung wünscht, erntet früher, wenn die Trichome noch überwiegend milchig sind und der THC-Gehalt somit seinen Höhepunkt noch nicht überschritten hat. 

Auch ohne technische Hilfsmittel können erfahrene Züchter den optimalen Erntezeitpunkt anhand weiterer Anzeichen abschätzen. So wird beispielsweise beobachtet, ob die Blütenhaare (Pistillen) ihre Farbe von Weiß zu Orange oder Braun ändern und sich zurückziehen – was in der Regel auf Erntereife hindeutet. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass diese Indikatoren von Sorte zu Sorte variieren und nicht immer in gleicher Weise auftreten (Deutscher Hanfverband, n.d.).

Achtung: Achte in der späten Blütephase besonders auf Schädlinge! Spinnmilben, Thripse oder Schimmel können deine Pflanzen gefährden. Wie du deine Ernte schützt, erfährst du in unserem Blog Beitrag : Cannabis-Schädlinge – wie du sie vermeidest

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Wie erkennt man den optimalen Ernte-Moment?

Die exakte Bestimmung basiert auf einer Kombination aus visueller Inspektion und Umweltfaktoren:

Visuelle Kontrolle der Trichome: Nutze eine Lupe oder ein Mikroskop (30x bis 60x), um den Reifeprozess genau zu beobachten

Systematische Dokumentation: Erstelle regelmäßige Fotodokumentationen unter konstanten Lichtverhältnissen und führe ein detailliertes Beobachtungsprotokoll 

Einbeziehung von Umweltfaktoren: Stabile Lichtverhältnisse, konstante Temperaturen und eine kontrollierte Luftfeuchtigkeit fördern den natürlichen Reifeprozess 

Digitale Tools und Sensoren: Moderne Sensoren messen Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Lichtintensität in Echtzeit und helfen dir, den perfekten Zeitpunkt nicht zu verpassen 

5 Tipps für die perfekte Cannabisernte

1. Tägliche Kontrolle: Überprüfe deine Pflanzen täglich – besonders in den letzten Wochen des Blütezyklus.

2. Vergrößerungsinstrumente nutzen: Lupen oder Mikroskope helfen dir, feine Details der Trichome zu erkennen.

3. Regelmäßige Fotodokumentation: So kannst du Veränderungen über mehrere Tage hinweg nachvollziehen und die Bilder miteinander vergleichen. (González-Salcedo et al., 2021).

4. Umgebung kontrollieren: Licht, Temperatur und Luftfeuchtigkeit müssen optimal bleiben.

5. Erfahrungsaustausch: Erfahrene Grower können dir dabei helfen, den perfekten Erntezeitpunkt zu bestimmen. Alternativ kannst du die Grower aus unserer Commuity nach Rat fragen – du findest sie auf unserem Discord.


Ernte – Maßnahmen zur Qualitätsoptimierung

Spülen des Substrats 

Viele Grower spülen ihr Substrat einige Wochen vor der Ernte, um überschüssige Nährstoffe zu entfernen. Die Idee dahinter ist, dass die Pflanze gezwungen wird, auf ihre eigenen Reserven zurückzugreifen, was zur Ausbildung von Herbstfarben führen kann. Während einige diese Methode als Weg zu einem reineren Geschmacksprofil ansehen, bevorzugen andere eine kontinuierliche Nährstoffzufuhr bis zum Erntezeitpunkt. Die Effektivität des Spülens hängt stark von der Beschaffenheit des Substrats und der ursprünglichen Nährstoffkonzentration ab. Letztlich bleibt es eine individuelle Entscheidung, ob und in welchem Umfang das Spülen in das jeweilige Anbausystem integriert wird.

Optimierter Lichtzyklus vor der Ernte

In den letzten Tagen vor der Ernte kann der Lichtzyklus gezielt angepasst werden, um den Stoffwechsel der Pflanze zu beeinflussen. Einige Grower nutzen 24 bis 48 Stunden Dunkelheit, um den Abbau von Wirkstoffen zu minimieren, während andere auf durchgehendes Licht setzen, um die Photosynthese weiter zu unterstützen. Beide Ansätze können zu Veränderungen führen, deren Wirkung von den spezifischen Anbaubedingungen abhängt. Die Wahl des Lichtzyklus sollte individuell an die jeweilige Anbausituation und die angestrebten Ergebnisse angepasst werden.

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Community-Tipp: Handschuhe & Substrat spülen zur Optimierung der Harzproduktion

Unsere große Cannabis-Community von Mariana Cannabis – dem größten Dachverband aller Cannabis Social Clubs in Deutschland – teilt basierend auf umfangreichen Erfahrungswerten folgende Empfehlungen zur Bestimmung des optimalen Erntezeitpunkts:

Verwendung von Handschuhen während der Ernte:

Durch das Tragen von Handschuhen wird verhindert, dass natürliche Öle, Schmutz und Mikroorganismen von der Haut in das Harz gelangen. Diese Maßnahme trägt dazu bei, die Reinheit und die chemische Integrität des Harzes zu bewahren, was sich positiv auf die Qualität des Endprodukts auswirkt.

Substrat-Spülen: Zur Optimierung der Harz Produktion 

Ein erfahrener Grower unserer Mariana Community gibt folgenden Tipp: Spüle dein Substrat einige Wochen vor der Ernte, um überschüssige Nährstoffe loszuwerden. Dadurch wird die Pflanze angeregt, auf ihre eigenen Reserven zurückzugreifen – was oft zu einem abgerundeten Geschmacksprofil führt. 

Quellen

Nils Harbers - Gründer, Vorstand und Geschäftsführer Mariana Cannabis

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