Das Wichtigste in Kürze
Ohne Decarboxylierung hat Cannabis keine Wirkung. Erst durch die Erhitzung von Cannabis bei einer bestimmten Temperatur und für eine bestimmte Dauer werden die psychoaktiven Eigenschaften für unseren Körper verfügbar. Beim Rauchen oder Verdampfen wird das Cannabis so stark erhitzt, dass es sofort aufgenommen werden kann. Die Effekte sind dann kurzfristig. Wenn man sein Cannabis aber durch Edibles aufnehmen will, was für länger andauernde Effekte sorgt, muss man es zuerst decarboxylieren. Es gibt unterschiedliche Methoden für die Decarboxylierung von Cannabis. Sie unterscheiden sich dadurch, wie lange und wie heiß das Cannabis erhitzt wird.
Was ist Decarboxylierung?
Die Decarboxylierung ist ein chemischer Prozess, bei dem in Cannabis enthaltene Carbonsäuren (wie THC-A und CBD-A) in ihre aktive Form umgewandelt werden. Bei dieser Umwandlung wird ein Kohlenstoffdioxid-Molekül (CO2) abgespalten. Dadurch entstehen die psychoaktiven Verbindungen THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol), die für die meisten therapeutischen und psychoaktiven Effekte von Cannabis verantwortlich sind.
Warum Cannabis decarboxylieren?
Frisches oder nicht erhitztes Cannabis enthält überwiegend die sauren Vorstufen von THC und CBD, nämlich THC-A und CBD-A. Diese Verbindungen sind nicht psychoaktiv und entfalten ihre volle Wirkung erst, wenn sie durch Wärme decarboxyliert werden. Dieser Prozess aktiviert die Cannabinoide und macht sie bioverfügbar für den menschlichen Körper. Besonders wichtig ist das Decarboxylieren bei der Herstellung von Cannabis-Edibles (z. B. Cannabis-Butter oder -Öl), da die Wirkung ohne diesen Schritt stark vermindert wäre. Beim Rauchen oder Vaporizen von Cannabis werden die Blüten direkt erhitzt und so werden die Cannabinoide direkt freigesetzt und wirken unmittelbar. Für das Rauchen oder Vaporizen ist also keine zusätzliche Decarboxylierung nötig.
Wie decarboxyliere ich mein Cannabis?
Es gibt unterschiedliche Methoden, wie du dein Cannabis decarboxylieren kannst. Die einfachste wäre, dass du dir einen Decarboxylator besorgst. Doch bei den Preisen (meistens zwischen 80 und 200€) ist es legitim daran zu zweifeln, ob du diesen Luxus wirklich brauchst, vor allem, wenn es sehr einfache und deutlich günstigere Methoden gibt.
Backofen
Die traditionelle Methode zur Decarboxylierung von Cannabis besteht darin, es im Backofen zu erhitzen. Dies ist die beliebteste Methode, weil es sehr einfach ist.
Temperatur: Typischerweise zwischen 105 und 120 °C.
- Dauer: 30–60 Minuten.
- Vorgehen: Das Cannabis wird zerkleinert (nicht zu fein) und auf ein Backblech mit Backpapier gelegt. Dann wird es im vorgeheizten Ofen erwärmt. Die moderate Temperatur sorgt dafür, dass das THC in seine aktive Form übergeht, ohne dass die Cannabinoide durch zu hohe Temperaturen zerstört werden.
Vorteile:
- Einfach und kostengünstig.
- Geringer Aufwand, keine spezielle Ausrüstung erforderlich.
Nachteile:
- Die gleichmäßige Wärmeverteilung ist nicht immer perfekt.
- Kann zu einem Verlust von Terpenen führen, die bei zu hoher Hitze verdampfen können.
Slow Cooker (Langsame Erwärmung)
Ein Slow Cooker oder Crockpot eignet sich für eine langsame, gleichmäßige Decarboxylierung.
Temperatur: In der Regel 85–95 °C.
- Dauer: 2 bis 3 Stunden.
- Vorgehen: Cannabis wird in den Slow Cooker gegeben und über einen längeren Zeitraum auf niedriger Temperatur erhitzt. Dies hilft, eine sanftere Decarboxylierung zu erreichen, ohne das Risiko, dass Terpene oder Cannabinoide verloren gehen.
Vorteile:
- Sehr gleichmäßige Erwärmung.
- Geringeres Risiko einer Überhitzung oder eines Verlusts von Terpenen.
Nachteile:
- Längere Dauer.
- Benötigt spezielle Ausrüstung (Slow Cooker).
Vakuum-Decarboxylierung
Diese Methode verwendet Vakuum und Wärme, um die Decarboxylierung zu optimieren. Sie wird oft in professionellen Umgebungen genutzt.
Temperatur: 100–120 °C.
- Dauer: Kann stark variieren, je nach Prozess, meist 30–60 Minuten.
- Vorgehen: Cannabis wird unter Vakuum erhitzt, was die Verdampfung von flüchtigen Terpenen verhindert und eine kontrolliertere Decarboxylierung ermöglicht. Der Druck wird gesenkt, um die Verdunstungstemperatur zu reduzieren.
Vorteile:
- Sehr präzise und kontrollierte Methode.
- Verhindert Verlust von Terpenen und Cannabinoiden.
Nachteile:
- Erfordert spezialisierte Ausrüstung und ist kostspielig.
Sonnenlicht (Methode bei niedrigen Temperaturen)
Obwohl weniger verbreitet und langsamer, wird Cannabis manchmal in der Sonne decarboxyliert, wenn es als getrocknetes Material in einem warmen Klima gelagert wird.
Temperatur: Durchschnitlich zwischen 25–35 °C.
- Dauer: Mehrere Tage (abhängig von Wetterbedingungen).
- Vorgehen: Das Cannabis wird in einem sonnigen Bereich gelagert, wo die Sonnenstrahlen langsam die Decarboxylierung anregen.
Vorteile:
- Natürlich und umweltfreundlich.
Nachteile:
- Sehr langsam.
- Schwierige Temperaturkontrolle.
Mikrowellen-Decarboxylierung
Cannabis in der Mikrowelle decarboxylieren mag riskant klingeln, ist aber machbar. Eine schnellere Methode, bei der Mikrowellenstrahlung verwendet wird, um Cannabis zu erhitzen.
Temperatur: Etwa 100–110 °C.
- Dauer: 2–5 Minuten.
- Vorgehen: Cannabis wird in mikrowellengeeignetem Behälter erhitzt. Hierbei ist es wichtig, die Mikrowelle mit einer niedrigen bis mittleren Leistung zu betreiben, um eine gleichmäßige Erwärmung zu gewährleisten.
Vorteile:
- Sehr schnell und einfach.
- Keine Vorheizung erforderlich.
Nachteile:
- Kann zu einer ungleichmäßigen Erwärmung führen, was zu einem Verlust von Cannabinoiden führen kann.
- Mögliches Überhitzen und Verlust von Terpenen.
Sous-Vide Decarboxylierung
Sous-Vide, die Methode des langsamen Kochens unter Vakuum, kann auch zur Decarboxylierung verwendet werden, bei der Cannabis in einem Vakuumbeutel mit heißem Wasser bei präziser Temperatur behandelt wird.
Temperatur: 90–95 °C.
- Dauer: 90–120 Minuten.
- Vorgehen: Cannabis wird in einen Vakuumbeutel verschweißt und dann in einem Wasserbad bei konstanter Temperatur garen. Die Methode ermöglicht eine gleichmäßige Erwärmung und verhindert das Verdampfen von Terpenen.
Vorteile:
- Sehr präzise Temperaturkontrolle.
- Verhindert Verlust von Terpenen und Cannabinoiden.
Nachteile:
- Längere Dauer.
- Erfordert Sous-Vide-Ausrüstung.
Quellen
https://flexikon.doccheck.com/de/Decarboxylierung
https://www.cannamedical.com/de/cannabis-ratgeber/cannabis-decarboxylieren/
https://gruenebluete.de/ratgeber/cannabis-decarboxylierung