Vorab das Wichtigste
- Die Cannabisblüten im Ofen zu trocknen, funktioniert, sollte aber nur im Ausnahmefall gemacht werden.
- Die optimale Einstellung ist Ober-/Unterhitze bei 40–60 °C, die Ofentür dabei leicht geöffnet.
- 20 bis 60 Minuten sind dabei meist ausreichend, je nach Menge und Größe der Buds.
- Zu hohe Temperaturen führen zu Aromaverlusten und veränderter Wirkung.
- Die Lufttrocknung und Curing bringen eine deutlich bessere Qualität, als wenn die Blüten im Ofen getrocknet werden.
- Nach dem Ofentrocknen solltest du die Blüten nachreifen lassen, um Restfeuchte auszugleichen.

Viele Hobby-Grower und Konsument:innen können es kaum erwarten, ihre frisch geernteten Blüten endlich zu probieren und zu verwenden. Doch nach dem Trocknen und Trimmen sollten die Blüten ja noch gecured werden. Bei diesem ganzen Prozess ist schon etwas Geduld gefragt! Bist du auch eher ungeduldig? Willst du die Blüten direkt probieren oder hast du einfach keine optimale Umgebung zum klassischen Trocknen? Dann pass jetzt gut auf! Grundsätzlich ist ein schnelleres Trocknen möglich, und zwar das Trocknen im Ofen. Erfahre, wie du Cannabis im Ofen trocknen kannst, ohne wichtige Wirkstoffe zu verlieren, wie lange es dauert, welche Temperaturen ideal sind und warum Geduld am Ende doch die bessere Wahl bleibt.
Warum das Cannabis im Ofen trocknen?
Oft ist es die reine Ungeduld oder schlichter Platzmangel: Du hast gerade geerntet, die Blüten sind noch feucht, und du möchtest sie sofort testen. Das Cannabis im Ofen zu trocknen, bietet eine schnelle Möglichkeit, den Prozess zu beschleunigen. Doch die Temperatur im Ofen verändert die chemische Zusammensetzung deiner Blüten zum Negativen. Wenn du also den Ofen für die Trocknung nutzen möchtest, dann mit Bedacht und dem Bewusstsein dafür, was du riskierst.

Vorteile
Auch wenn es nicht die beste Methode ist, hat das Ofentrocknen ein paar praktische Seiten.
- Bei hoher Luftfeuchtigkeit kann der Ofen helfen, Schimmel vorzubeugen.
- Du kannst dein Cannabis innerhalb weniger Stunden verwenden.
- Die Temperatur lässt sich kontrolliert einstellen.
Nachteile
Die Kehrseite ist allerdings schwer zu ignorieren.
- Terpene verflüchtigen sich bei Hitze! Das Aroma der Blüten leidet.
- Die Cannabinoide können sich verändern, wodurch sich die Wirkung verändert.
- Die Trocknung kann ungleichmäßig erfolgen, was zu trockenen Spitzen und zu feuchtem Inneren führen kann.
- Ohne Nachreifephase ist das Ergebnis kratzig im Hals und weniger angenehm.
Die richtige Temperatur und Trocknungszeit
Die Temperatur entscheidet über Erfolg oder Misserfolg. Beim Trocknen der Cannabisblüten im Ofen gilt es, den schmalen Grat zu finden. Einerseits muss es warm genug sein, um die Feuchtigkeit aus den Blüten zu bringen, aber doch niedrig genug, um die wertvollen Wirkstoffe zu erhalten. Da stellt sich die Frage: Cannabis im Ofen trocknen, wie lange und bei wie viel Grad?
Empfohlene Temperaturbereiche
- Stelle den Ofen auf 30 bis maximal 60 °C Ober-/Unterhitze.
- Öffne die Tür leicht – z. B. mit einem Holzlöffel –, damit Feuchtigkeit entweichen kann.
- Kontrolliere die Temperatur mit einem Backofen- oder Grillthermometer, da Haushaltsgeräte oft ungenau sind.
Warum nicht heißer?
Ab rund 70–80 °C beginnt die Zerstörung vieler Monoterpene. Ab 110 °C setzt zudem die Decarboxylierung von THCA zu THC ein. Studien zeigen, dass THCA bei etwa 110 °C nach 30–40 Minuten fast vollständig umgesetzt ist. Das sollte beim Trocknen unbedingt vermieden werden, da der Inhalt der Blüten noch nicht aktiviert werden soll. Das passiert erst im späteren Prozess, wenn das Cannabis genutzt wird.
Trocknungsdauer-
- Je nach Blütengröße und Restfeuchte etwa 20 bis 120 Minuten.
- Wende die Blüten alle 10–15 Minuten, um sie gleichmäßig zu trocknen.
- Prüfe regelmäßig, ob kleine Stiele knacken, anstatt sich zu biegen, denn dann ist dein Cannabis fast fertig.
Schritt-für-Schritt-Anleitung: Cannabis im Ofen trocknen
Wenn du dich für das Trocknen im Ofen nach dem optimalen Erntezeitpunkt entscheidest, solltest du besonders sorgfältig vorgehen. Diese Anleitung hilft dir, Fehler zu vermeiden und das Beste aus dieser Notlösung herauszuholen.
Blüten vorbereiten
Entferne große Blätter, Stängel und andere Bestandteile. Halbiere dicke Buds, damit Feuchtigkeit besser entweichen kann.
Backpapier auf Backblech auslegen
Lege Backpapier auf das Blech oder nutze am besten ein feines Gitter. So kann die Luft auch von unten zirkulieren.
Ofen einstellen
Wähle Ober-/Unterhitze, stelle die Temperatur auf 30–60 °C und lasse die Tür einen Spalt offen. (Je weniger Temperatur, umso besser)
Blüten verteilen
Lege sie locker und ohne Überlappung auf das Blech. So trocknen sie gleichmäßiger.
Etappenweise trocknen
Starte mit 20 Minuten, prüfe regelmäßig den Feuchtigkeitsgrad, wende die Blüten und verlängere in 10- bis 15-Minuten-Schritten.
Konsistenz prüfen
Die Blüten sind fertig, wenn sie außen trocken sind, innen aber noch leicht elastisch wirken.
Nachruhephase
Gib sie nach dem Ofen für 12–24 Stunden in ein loses Glas, damit die Restfeuchte gleichmäßig verteilt wird.
Curing (optional, aber empfohlen)
Lagere die Blüten für weitere 3–7 Tage in Gläsern bei etwa 62 % Luftfeuchte, öffne täglich für ein paar Minuten zum Lüften und schüttle das Glas, damit die Restfeuchte entweichen kann.
Diese Nachbearbeitung ist entscheidend, um ein harmonisches Raucherlebnis und den typischen Geruch zu bewahren.
Was passiert mit den Blüten bei der Trocknung im Ofen?
1. Decarboxylierung
THCA wandelt sich bei Hitze in psychoaktives THC um. Das geschieht bei 110 °C. Zu hohe Temperaturen führen deshalb zu einem veränderten Wirkprofil.
2. Terpenverlus
Beim Trocknen von Cannabis im Ofen bei 30 °C verdampfen Terpene bisher nicht, doch durch Luftzirkulation und Oxidation können leichte Aromaverluste entstehen, während ein starker Terpenverlust erst ab etwa 150 °C auftritt.
3. Chlorophyllabbau
Beim schnellen Trocknen bleibt Chlorophyll teilweise erhalten. Das erklärt den „grünen“, kratzigen Geschmack – ein Zeichen dafür, dass keine langsame Reife stattgefunden hat.
Häufige Fehler und wie du sie vermeidest
Beim Trocknen im Ofen passieren schnell kleine Fehler, die das Ergebnis stark beeinflussen. Mit diesen Hinweisen kannst du sie leicht vermeiden.
Fehler 1: Zu hohe Temperatur
Viele stellen den Ofen zu heiß ein, um Zeit zu sparen. Über 60 °C gehen jedoch wertvolle Stoffe verloren, und die Blüten werden hart und kratzig im Rauch.
👉 Besser: Stelle den Ofen auf 30 bis maximal 60 °C Ober-/Unterhitze und überprüfe die Temperatur regelmäßig mit einem Ofenthermometer.
Fehler 2: Tür vollständig geschlossen
Wenn die Ofentür komplett zu ist, kann die Feuchtigkeit nicht entweichen. Statt zu trocknen, garen die Blüten im eigenen Dampf.
👉 Besser: Lasse die Tür immer einen kleinen Spalt offen, zum Beispiel mit einem Holzlöffel. So kann der Wasserdampf entweichen und das Cannabis trocknet gleichmäßig.
Fehler 3: Keine Ober-/Unterhitze
Ohne Ober-/Unterhitze werden die ungleichmäßigen Blüten auch ungleichmäßig getrocknet. Manche Teile sind dann schon bröselig, während andere noch feucht sind.
👉 Besser: Verwende immer Ober-/Unterhitze, damit die Blüten gleichmäßig Wärme abbekommen.
Fehler 4: Blüten zu dicht legen
Wenn die Blüten eng beieinander liegen, kann die Luft nicht richtig zirkulieren. Das Innere bleibt feucht, während die äußeren Schichten überhitzen.
👉 Besser: Verteile die Blüten locker und in einer einzelnen Schicht auf dem Blech. Achte darauf, dass sie sich nicht berühren.
Fehler 5: Kein Nachruhen
Viele verpacken die Blüten direkt nach dem Trocknen luftdicht. Dabei kann sich Restfeuchtigkeit stauen und Schimmel entstehen.
👉 Besser: Lasse die Blüten nach dem Ofen mindestens 12 bis 24 Stunden in einem Glas mit leicht geöffnetem Deckel nachruhen. Erst wenn sie sich gleichmäßig trocken anfühlen, dürfen sie luftdicht verschlossen werden.
Alternativen zu Cannabis im Ofen trocknen

Das Trocknen im Ofen ist eigentlich nur eine Option, wenn du keine andere Möglichkeit hast oder ein wenig von deiner Ernte kosten möchtest. Für ein wirklich hochwertiges Ergebnis gibt es bessere Alternativen.
1. Klassische Raumtrocknung
Die traditionelle Methode ist immer noch die beste. Hänge die Blüten bei 18–22 °C und 55–60 % Luftfeuchte kopfüber auf, dunkel und mit leichter Luftbewegung. Nach 7–14 Tagen sind sie optimal, trocken und bereit fürs Curing.
2. Trockennetz oder Trockenbox
Eine platzsparende Lösung mit gleichmäßiger Luftzirkulation. Besonders nützlich in kleinen Räumen oder Zelten.
3. Luftentfeuchter und Umluftsystem
Ideal in feuchten Kellern oder Räumen. Halte die Luftfeuchte über 50 %, damit die Blüten nicht austrocknen.
4. Kühl-Trocknung
Diese Methode wird oft professionell eingesetzt. Sie kombiniert niedrige Temperaturen mit kontrollierter Luftfeuchte, wodurch Terpene und Cannabinoide optimal erhalten bleiben.
5. Gefriertrocknung
Für Extrakte oder sehr hochwertige Blüten geeignet. Diese Methode bewahrt das komplette Terpenprofil, ist aber teuer und aufwendig.
Jede dieser Varianten erhält Geschmack und Wirkung besser als die Ofentrocknung, kostet aber mehr Zeit und Sorgfalt. Der Prozess des Growens ist ohnehin schon ein langwieriger. Vergeude am besten keine wertvolle Blütenqualität, sondern versuche, dich auch im letzten Schritt noch zu gedulden. Es wird sich lohnen.
FAQ zu Cannabis Blüten im Ofen trocknen
Kann man Cannabis direkt nach der Ofentrocknung rauchen?
Ja, aber der Geschmack ist schärfer und das High weniger rund. Eine kurze Nachreife verbessert das Ergebnis deutlich.
Wie erkennt man, dass das Cannabis trocken genug ist?
Wenn kleine Stiele beim Brechen knacken und die Blüte sich trocken, aber nicht bröselig anfühlt.
Was ist die beste Methode zum Trocknen von Cannabis?
Lufttrocknung mit anschließendem Curing. Nur so bleibt das volle Aromaprofil erhalten.
Welche Temperatur darf der Ofen maximal haben?
Halte dich an maximal 60 °C Ober-/Unterhitze, damit die Terpene nicht zerstört werden.
Was passiert, wenn du zu heiß trocknest?
Ein Teil der Cannabinoide wandelt sich um, das High verändert sich, und die Blüten schmecken verbrannt.
Quellen:
https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC10249740/
https://www.royalqueenseeds.com/blog-top-tips-to-successfully-dry-and-cure-your-fresh-cannabis-buds-n682

Mila Grün ist Cannabis-Texterin und Content Creatorin mit einer großen Leidenschaft für die Aufklärung rund um Hanf. Aufgewachsen im ländlichen Bayern, stellte sie früh die gesellschaftlichen Doppelmoral im Umgang mit Cannabis infrage. Heute schreibt sie fundierte Inhalte zu Cannabismedizin, Konsumkultur und rechtlichen Entwicklungen – immer mit dem Ziel, Vorurteile abzubauen und Wissen zugänglich zu machen


