Persönlichkeitsveränderung durch Cannabis

Das Wichtigste in Kürze

THC, einer der Hauptwirkstoffe von Cannabis, kann bei chronischem Konsum negative, langfristige Persönlichkeitsveränderungen hervorbringen. Dazu gehören zum Beispiel Vergesslichkeit und Impulsivität. Grund dafür ist die Wirkung von Cannabis auf das Gehirn und das Endocannabinoid – System.

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Langfristige Persönlichkeitsveränderung durch Cannabiskonsum

THC, ein psychoaktiver Hauptwirkstoff von Cannabis, sorgt für den bewusstseinsverändernden Effekt, kurz das High, das man durch den Konsum bekommt. In diesem Sinne kann man von einer kurzfristigen Persönlichkeitsveränderung sprechen. Doch inwieweit wirkt sich Cannabis langfristig auf die Persönlichkeit aus? 

Antriebslosigkeit

Cannabiskonsum verbinden viele mit einer gewissen Antriebslosigkeit. Das Vorurteil des “faulen Kiffers” ist weit verbreitet. Doch in Wirklichkeit herrscht Ungewissheit um dieses “Symptom”.  Auf der einen Seite wird berichtet, dass sich Cannabis auf Menschen demotivierend auswirkt. Auf der anderen Seite soll eine Studie gezeigt haben, dass in Bezug auf die Antriebslosigkeit kein Unterschied zwischen Cannabiskonsumierenden und nicht Konsumierenden besteht. Hierfür soll aber eine weitere Studie geplant sein. 

Vergesslichkeit durch Persönlichkeitsveränderung durch Cannabis

Ein langzeitlicher regelmäßiger Cannabiskonsum kann sich negativ auf das Gedächtnis auswirken. Eine Studie deutet sogar auf einen Zusammenhang zwischen falschen Erinnerungen und Cannabiskonsum hin. Generell gibt es aber nicht genug wissenschaftliche Studien, um Aussagen mit einer absoluten Sicherheit tätigen zu können.  

Für das Gedächtnis ist die Hirnregion des Hippocampus zuständig. Der Hippocampus leitet die aufgenommenen Informationen weiter zu den anderen Hirnregionen um sie zu verfestigen. Im Hippocampus befinden sich auch viele Cannabinoidrezeptoren.  Wenn man häufig Cannabis (THC) konsumiert, kann es durch die häufige und lange Aktivierung der Rezeptoren zu einer Verkleinerung des Hippocampus führen. Wird der Hippocampus beeinträchtigt, kann das Gedächtnis darunter leiden.

Impulsivität

Cannabinoide beeinflussen den präfrontalen Kortex. Er befindet sich an der Stirnseite des Gehirns und ist unter anderem für die Impulskontrolle zuständig ist.  

Wer nicht so oft konsumiert, wird in den meisten Fällen kaum eine Veränderung merken. Bei langjährigen Konsumierenden könnte es zu einer langfristigen erhöhten Impulsivität führen. Für Jugendliche ist das auch problematisch, denn das Gehirn von Jugendlichen befindet sich noch in der Entwicklungsphase und die Wirkung von Marihuana kann bei einem regelmäßigen Konsum zu langfristigen Nebenfolgen führen. Der präfrontale Kortex ist erst mit ca. 25 Jahren ausgereift. Bei Jugendlichen kann also ein übermäßiger Cannabiskonsum die Impulskontrolle stärker langfristig beeinträchtigen.

Angststörungen

Vor allem bei Jugendlichen, ist eine Korrelation zwischen Cannabiskonsum und Angststörungen, insbesondere bei sozialen Phobien, festzustellen. Doch hier stellt sich die Frage, ob es der Cannabiskonsum ist, der die Angststörung verursacht, oder ob Menschen, die bereits unter einer Angststörung leiden, anfälliger für einen intensiven Cannabiskonsum sind.  

Oft scheint letzteres der Fall zu sein. Cannabis hat bei vielen einen entspannenden Effekt, was für Menschen mit einer Angststörung sehr anziehend sein kann. Doch hier ist auch zu beachten, dass die Hauptwirkstoffe von Cannabis CBD und THC das Angstgefühl auf unterschiedlicher Weise beeinflussen.  

Laut einer Studie, verringert CBD das Angstgefühl sowohl bei einer niedrigen als auch bei einer höheren Dosis. THC auf der anderen Seite, scheint das Angstgefühl bei einer niedrigeren Dosis zu verringern, doch durch eine höhere Dosis wird das Angstgefühl gesteigert

Typisches Kifferverhalten – Persönlichkeitsveränderung

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Jeder, der mal Cannabis geraucht oder verdampft hat, oder ein paar Edibles genossen hat, kennt das Gefühl Das berühmte High.  Bei manchen löst es Glücksgefühle und intensivere Sinneserfahrungen aus. Bei anderen sorgt es für Nervosität und Paranoia. Doch das sind nur kurzfristige Veränderungen des Bewusstseinszustands.  

Diese Veränderungen führen dazu, dass man sich im Alltag anders verhält. Man kann in diesem Sinne von einer kurzfristigen Persönlichkeitsveränderung sprechen. 

Anders ist das bei langfristigen Veränderungen. Verändert Cannabis das Verhalten so weit, dass man von einem typischen Kifferverhalten sprechen kann? Eher nicht. Schauen wir uns das mal genauer an. 

Bestimmte Verhaltensweisen gelten als typisches Kifferverhalten. Allerdings handelt es sich dabei meisten um Vorurteile, nicht um wisseschafltich belegte Erkenntnisse.  

Im Grunde genommen, kann man nicht wirklich von einem typischen Kifferverhalten reden, da es kein allgemeines Verhalten gibt, was man jedem Cannabiskonsumierenden zuschreiben kann. Doch warum halten sich dann Vorurteile, wie z.B. Faulheit und Antriebslosigkeit so hartnäckig? 

Manche Vorurteile, die durch den Dachbegriff “typisches Kifferverhalten” gedeckt werden, weisen auf sehr wahre Merkmale hin, die man an langzeitlichen Cannabiskonsumierenden erkennen kann. Doch klären wir erstmal, was diese ganzen Vorurteile sind und inwiefern sie zutreffend sind. 

Als typisches Kifferverhalten gilt einerseits eine glückliche Gelassenheit und eine lockere, sorgenfreie Lebensweise, doch andererseits auch Faulheit oder langsames Reagieren, Sprechen und Denken. Dazu werden Cannabiskonsumierenden, laut den Vorurteilen, oft vergesslich und unzuverlässig, oder ziehen sich aus sozialen Situationen zurück und isolieren sich. Wie viel Wahrheit steckt hinter diesen Vorurteilen? 

Manche Vorurteile weisen auf die Nebenfolgen von einem langzeitlichen regelmäßigen Cannabiskonsum hin. Wir haben oben gesehen, dass manche von diesen Merkmalen tatsächlich wahre Folgen eines starken Konsums sind. Doch bei manchen Vorurteilen, wie z.B. bei dem bekanntesten Vorurteil des antriebslosen, faulen Kiffers, haben wir gesehen, dass sich die Forschung nicht einig ist.  

Jetzt stellt sich aber die Frage, wie es überhaupt dazu kommen kann, dass Cannabiskonsumierende negative Persönlichkeitsveränderungen überhaupt entwickeln, und welchen Einfluss es auf unsere Persönlichkeit hat. 

Wie genau wirkt Cannabis auf mein Gehirn und meine Persönlichkeit?

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Cannabis wirkt auf das Endocannabinoid – System, kurz ECS, und das verursacht alle Effekte, die du durch den Cannabiskonsum spürst. Das ECS ist ein Teil deines Nervensystems und ist ein in fast allen Körpergeweben zu findendes komplexes Kommunikationssystem zwischen deinem Gehirn und deinem Körper.  

Doch ACHTUNG: das ESC ist noch nicht genügend erforscht und bildet zurzeit ein Objekt intensiver Forschung aufgrund seiner wichtigen Rolle bei der Behandlung von Krankheiten. 

Das ECS ist sowohl an psychischen als auch körperlichen Funktionen beteiligt. Es reguliert z.B. die Gehirnentwicklung, das Gedächtnis, den Appetit und die Nahrungszufuhr, die Schmerzempfindung, deine Stimmung doch auch dein Schlaf, die Immunfunktionen und die Motorik.  

Hier ist zu beachten, dass die Wirkung von THC auf das ECS für jede Person unterschiedlich sein kann, da sie nicht nur von der Dosis sondern auch von der individuellen Reaktion des ECS auf THC abhängig ist. So kann es zum Beispiel bei manchen zu Glücksgefühlen führen doch bei anderen zu Angstgefühlen.  

Das ECS besteht u.a. aus Rezeptoren, Cannabinoiden und Enzymen. Rezeptoren sind spezialisierte Zellen, die dafür zuständig sind auf Reize zu reagieren und ein Signal an das zentrale Nervensystem zu senden. Diese Zellen reagieren auf eine für den Rezeptor spezifischen Reiz.  

Im ECS gibt es zwei primäre Rezeptoren: die CB1- Rezeptoren (kurz für Cannabinoid – Rezeptoren 1) und die CB2 – Rezeptoren (kurz für Cannabinoid – Rezeptoren 2). CB1 – Rezeptoren sind überwiegend in Nervenzellen zu finden, wobei CB2 – Rezeptoren überwiegend in Zellen des Immunsystems zu finden sind.  

Cannabinoide binden sich an die Rezeptoren, aktivieren sie und fungieren als Signalstoffe. Cannabinoide helfen bei der Regulierung von verschiedenen Körperfunktionen. Sie werden in Endocannabinoide bzw. endogene Cannabinoide und in exogene Cannabinoide aufgeteilt.  

Endocannabinoide produziert der Körper bei Bedarf. Das bedeutet, dass sie nicht in den Nervenzellen gespeichert werden wie es bei anderen Neurotransmittern der Fall ist. Exogene Cannabinoide kommen von außen, meistens aus Cannabis. THC und CBD sind z.B. exogene Cannabinoide.  

Die Enzyme im ECS sind für den Aufbau und Abbau von Endocannabinoiden zuständig. 

Was hat das jetzt mit Persönlichkeitsveränderung durch einen regelmäßigen Cannabiskonsum zu tun? Schauen wir uns mal an, wie Cannabis genau auf das ECS wirkt.  

Wenn du Cannabis konsumierst, dann wirken vor allem die zwei Hauptwirkstoffe THC und CBD auf das ECS. Als kleine Erinnerung: Das ECS ist unter anderem an die Regulierung der Stimmung, des Appetits und des Gedächtnisses beteiligt. Es lässt sich also leicht schließen, dass Cannabiskonsum diese Bereiche beeinflusst.  

Der psychoaktive Wirkstoff THC bindet direkt an die CB1- und CB2 – Rezeptoren und aktiviert sie. Doch seine Wirkung auf die Rezeptoren dauert wesentlich länger als die Wirkung der Endocannabinoiden.  

Wenn die CB1 – Rezeptoren häufig aktiviert werden, so wird ihre “natürliche” Aktivität verringert. Zum einen bedeutet das eine Toleranzentwicklung gegenüber Cannabis. Zum anderen bedeutet es eine Veränderung der Verarbeitung von Informationen, vor allem in Bezug auf das Arbeits- und Kurzzeitgedächtnis.  Anders als THC bindet sich CBD nur indirekt an die Rezeptoren. Aus diesem Grund ist es auch kein psychoaktiver Wirkstoff, im Gegensatz zu THC. CBD aktiviert nicht die Rezeptoren, sondern es beeinflusst sie indirekt und stellt ihre Aktivität um. Es hemmt z.B. den Abbau von Anandamid. Anandamid ist ein Endocannabinoid, was seiner Wirkung nach ähnlich zu der Wirkung von THC ist. CBD kann also mit seiner abbauhemmenden Funktion eine höhere Konzentration von Endocannabinoiden verursache. Doch was bedeutet das für die Persönlichkeit? Es bedeutet, dass CBD höchstwahrscheinlich keine negativen Persönlichkeitsveränderungen verursacht.

Welcher Konsum gilt als regelmäßiger Cannabiskonsum?

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Eine eindeutige Definition eines regelmäßigen Cannabiskonsums gibt es nicht. Doch ein täglicher oder nahezu täglicher Konsum gilt auf jeden Fall als regelmäßiger Cannabiskonsum. 

Allgemein gilt, dass man Cannabis nicht mehr als an ein bis zwei Tagen die Woche konsumieren sollte. Bedeutet das dann, dass es als regelmäßiger Konsum gilt, wenn ich an drei Tagen anstatt zwei Tagen THC zu mir nehme? Und wie sieht es aus, wenn ich an ein oder zwei Tagen sehr viel Cannabis konsumiere? Für die zweite Frage gibt es eine eindeutige Antwort: du solltest es vermeiden, große Mengen von Cannabis zu konsumieren.  Doch ab wann, kann ich denn wissen, ob ich regelmäßig konsumiere oder nicht, wenn alles so undeutlich ist? Wenn du mehr als an 1-2 Tagen die Woche konsumierst, dann ist das höchstwahrscheinlich zu viel. Um auf der sicheren Seite zu sein, solltest du also nicht mehr als 1-2 Mal wöchentlich Cannabis nehmen, sofern kein medizinischer Grund dafür vorliegt, dass du jeden Tag oder nahezu jeden Tag konsumierst.

Wie kann ich langfristige Persönlichkeitsveränderungen verhindern?

Wenn man Cannabis konsumieren möchte, sollte man sein Konsumverhalten gut im Auge behalten. Gefällt einem nicht, wie man sich entwickelt, sollte man vom Cannabiskonsum ganz absehen. Man muss vorsichtig sein, um sich vor langfristigen Persönlichkeitsveränderungen zu schützen. 

Wichtig ist, dass vor allem Jugendliche vom Cannabiskonsum absehen sollten. Die Wirkstoffe im Cannabis beeinflussen das Gehirn. Bei Jugendlichen befindet sich das Gehirn noch in der Entwicklungsphase. Zur Erinnerung: der präfrontale Kortex ist erst mit ca. 25 Jahren ausgereift. 

Wer jünger als 25 Jahre alt ist, sollte also besonders darauf achten, Cannabis nicht mehr als zwei Mal die Woche und nicht zu viel auf einmal zu nehmen. 

Um Persönlichkeitsveränderung durch Cannabis zu vermeiden ist es generell wichtig, nicht zu viel auf einmal und nicht jeden Tag zu konsumieren. Das gilt natürlich auch für Menschen über 25.  

Cannabis mit geringerem THC – Gehalt könnte auch ein Weg sein, Persönlichkeitsveränderungen vorzubeugen. Denn CBD scheint in Bezug auf die Persönlichkeit nicht gefährlich zu sein.

Quellen – Persönlichkeitsveränderung durch Cannabis

https://www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.1920162117

https://www.charite.de/service/pressemitteilung/artikel/detail/neue_erkenntnisse_zur_funktion_des_hippocampus

https://www.kenhub.com/de/library/anatomie/amygdala

https://www.drugcom.de/newsuebersicht/topthemen/kiffer-mit-angststoerung

https://drexel.edu/cannabis-research/research/research-highlights/2023/April/anxiety_cannabis_fact_sheet

https://www.quarks.de/gesundheit/drogen/loest-cannabis-konsum-eine-psychose-aus

https://www.drugcom.de/news/kleiner-hippocampus-bei-kiffern

https://www.forschung-und-wissen.de/nachrichten/medizin/antriebs-und-freudlosigkeit-studie-untersucht-kiffer-klischees-13376640

https://www.drugcom.de/drogenlexikon/buchstabe-e/endocannabinoid-system

https://www.drugcom.de/news/wie-cannabis-die-gehirnentwicklung-beeinflusst

https://www.drugcom.de/news/gehirn-bei-regelmaessigem-cannabiskonsum-anders-vernetzt

https://blog.bloomwell.de/persoenlichkeitsveraenderung-durch-cannabiskonsum

https://hanfgefluester.de/blogs/cbd-wissen/das-endocannabinoid-system

https://www.xn--cph-sks-cannabis-als-medizin-sdbaden-bw-uce.de/endocannabinoid-system-ecs

https://cbd-deal24.de/cannabis/cannabisblueten/sammlungen/cannabis-wirkung/persoenlichkeitsveraenderung-durch-cannabiskonsum

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